Vorweg: Der ganze Text ist irgendwie etwas länger geworden als ursprünglich geplant. Ich möchte betonen, dass dieser Text meine Erfahrungen aus hunderten Stunden 5.0 und 6.0 wiederspiegelt - jedoch nicht zwangsweise mit den Erlebnissen Anderer zu 100% übereinstimmen wird.
Das ganze soll kein Wutbürgerpost sein, sondern eine Anregung, über die Situation von "Matrixübergreifendem" Roleplay und seiner Bedeutung nachzudenken.
Und am Ende hab ichs auch einmal etwas zusammengefasst.
Abramia und Havenborn - was mir auf ReallifeRPG immer wieder auffällt - es gibt Roleplay innerhalb eines Serverzyklus. Doch es gibt kaum Roleplay, welches ernsthaft über den Restart hinaus geht.
Spieler und Gruppierungen haben meist kein Profil. Man ist heute der Farmer, morgen der Dieb, Übermorgen der Mörder und 2 Stunden später schon wieder ein Heiliger.
Es gibt natürlich immer Spieler, die ihre persönlichen Charakter fortführen. Es gibt Gruppen, die immer ihre gleiche Rolle spielen. Aber kann man das Langzeit Roleplay nennen?
Vielleicht - es ist sicher ein Anfang.
Was dem großen Ganzen fehlt ist jedoch eine globale Geschichte - geprägt durch jeden Einzelnen, jede Gruppierungen und alle Fraktionen. Anstatt von Serverzyklus zu Serverzyklus immer das gleiche zu wiederholen, und sich eventuell die Erfolge eigener Ballerkunst vorzukauen, braucht es dynamisches, langfristiges RP.
Langfristige Konflikte und Partnerschaften, welche sich über Wochen entwickeln. Ereignisse, die hängen bleiben und als besondere Momente in der Erinnerung bleiben. Eine Art Historie, welche das gesamte Roleplay beeinflusst.
Dafür dürfen Ereignisse nicht immer wieder gleich vergessen oder ignoriert werden. Gleichzeitig muss sich jeder Spieler und jede Gruppierung überlegen, wer sie sein will.
Um eine globale Geschichte zu schreiben, muss jeder seine eigene Geschichte haben.
Auf Abramia gab es oft die sogenannten “Rebellen” - Leute, welche Zivilisten ausgeraubt, entführt, und sich ab und zu mit der Polizei oder seltener anderen Gruppierungen geprügelt haben.
Natürlich ist genau das der Kernpunkt von Life - Polizisten gegen “Rebellen” (eine Abwandlung von “Räuber und Gendarm”, welche komplexer und in die virtuelle Welt eines Shooters integriert immer noch das Grundprinzip dieses asymmetrischen Wettstreits mit Jäger und gejagtem in verschiedenen Geländen mal mit mehr und mal weniger Bewegung darstellt).
Und genau das ist es, was Life so beliebt macht - es ist eben kein Standard-EgoShooter, kein KotH. Wir rennen nicht aufeinander zu und schießen dabei wild herum.Wir spielen auch keine Special-Forces und wetteifern um den höchsten Killcount.
Im Gegensatz zu anderen Life-Servern haben wir uns jedoch für die Variante mit Roleplay entschieden. Und was leider fehlt beziehungsweise immer zu kurz kommt, ist das Roleplay in genau diesem Kernpunkt von Life. Die Oben genannten “Rebellen” haben diese Bezeichnung immer nur darauf bezogen, möglichst viele Polizisten zu hassen und zu töten. Doch gab es quasi nie eine Grundlage für das Ganze.
Dabei bieten sich doch genau dadurch extrem viele Möglichkeiten, vor allem auch für Langzeit Roleplay.
Die Qualität von Roleplay bei beispielsweise Geiselnahmen beschränkt sich aktuell darauf, dass man eine “tolle” Verhandlung führt, eventuell einen bestimmten Cop nicht mag und am Ende möglichst viel Geld oder etwas anderes oder loß mit den Cops quatschen will. Im Grunde ist jede Geiselnahme relativ gleich, und am Ende kommt es meist zu einer sinnlosen Schießerei (welche im besten Fall beiden Seiten Spaß bringt). Gewonnen ist dadurch in aller Regel nichts. Und selbst wenn, dann sind es Geldmengen, die schon beim nächsten Einkauf fort sind. Was bleibt ist der fade Beigeschmack von RP-Freiheit und ein genervtes Stöhnen bei der nächsten Geiselnahme.
Und das, obwohl die Möglichkeiten für RP quasi endlos sind.
Man stelle sich mal eine Rebellengruppe vor, welche sich ein wirkliches Ziel setzt, und deren Aktionen Teil des Weges zu diesem Ziel sind. Eine Gruppierung, welche sich einen Ruf aufbaut, Mitglieder, welche eine wirkliche Identität haben, Aktionen, welche unabhängig vom Gelingen eine Botschaft sind. Ein Konflikt, welcher weitergeführt wird. Etwas das den nächsten Restart überdauert.
Genausogut kann natürlich auch eine Straßengang ihren Vormachts-Ansprüchen Nachdruck verleihen.
Damit sind wir fast schon beim einzigen wirklichen Langzeit Roleplay, welches mir aus der 5.0 in Erinnerung geblieben ist - dem Krieg und dem Anspruch auf die Drogenfelder. Zumindest gab es wohl kein Roleplay, was den gesamten Server mit allen Spielern und Fraktionen so beeinflusst hat wie eben jener Konflikt - welcher abgesehen vom alltäglichen Überfallen - auch einer der wenigen wirklichen Konflikt zwischen Zivilisten war.
Und das wäre dann auch mein letzter Punkt. Es gibt kaum Konflikte zwischen Zivilisten Gruppen.”Räuber und Gendarm” ist ein Zwei-Parteien-System. Life hingegen kann vielmehr sein, gerade dann, wenn es um Langzeit Roleplay geht - verschieden gruppen, die ihren Machtanspruch auf dem Server behaupten und verteidigen wollen. Damit beziehe ich mich nicht auf die üblichen anfeindungen ala “Ich mag euch nicht” auf Sandkasten Niveau, sondern wirkliche Konflikte, welche sich Entwickeln und über Wochen ziehen können.
Das größte Problem dabei ist vermutlich der Materialverschleiß. Aber gibt es - unabhängig vom Roleplay - wirklich einen unterschied, ob ich mit der Polizei oder einer Gruppierung in die Haare kriege? Ich denke nicht. Das Roleplay hingegen gibt auch hier wieder extrem viele Chancen und Möglichkeiten für langfristige Spannung und Abwechslung.
Zusammenfassend sei gesagt - ich wünsche mir wirkliches Langzeit Roleplay. Kreative Mitspieler mit großen Geschichten, die erzählt werden, und an die ich mich auch später noch mit einem Lächeln erinnern kann. Ich möchte mich an Gruppierungen und Spieler erinnern, die eine eigene Identität und ihren selbst gewählten oder zugefallenen Platz in dieser Geschichte einnehmen.
Ich möchte nicht immer und immer wieder das gleiche, belanglose Zeug zu hören bekommen, von Gruppierungen, die ich nur an ihrem Clantag unterscheiden kann, und mit denen ich absolut nichts verbinde.
Und ich wünsche mir, dass diese Geschichten zwischen allen Fraktionen und Gruppierungen erzählt werden.
Ich habe in diesem Text quasi nur Bezug auf das vs-RP genommen. Natürlich ist auch “friedliches” RP ein wichtiger Bestandteil von Life. Und auch hier gilt (sofern Sinnvoll) das gleiche. Eigenständige, längerfristige Geschichten, die mit Kreativität erzählt werden.
Weil ein Zitat am Ende immer gut kommt:
“Sollte man je meine Geschichte erzählen, soll man sagen, ich ging meinen Weg mit Giganten. Menschen vergehen wie Weizen im Wind, doch diese Namen vergehen nie.” Troja, Achille